Die Kassette

Meine Mutter erzählt mir oft Geschichten aus ihrer Jugend. Sie war in den 90ern eine ziemlich bekannte Sängerin. 1997 kam ich zur Welt. Kurz darauf entschied meine Mutter sich dazu ihre Karriere zu beenden und mich großzuziehen. Dank der Erzählungen meiner Mutter begann ich mich für die 90er zu interessieren. Vor allem die Mode hat mich fasziniert. Ich wollte dieses ganz wundervolle Jahrzehnt einfach mal miterleben und, auch wenn es einem unmöglich erscheint,…ist es mir möglich geworden. Von diesem Erlebnis möchte ich euch jetzt berichten. Es fing alles an als bei meiner Mutter ein Hirntumor diagnostiziert wurde.

Ich stand vor dem Arzt meiner Mutter, der mir gerade erzählt hatte, dass meine Mutter einen Hirntumor hat. Ich fing an zu weinen, doch der Arzt versicherte mir, dass, wenn man sofort mit der Behandlung anfinge, man den Hirntumor besiegen könnte. Wir fuhren nach Hause und ich sah die Bäume im Frühling aufblühen, was meine Sorgen um meine Mutter etwas schwinden ließ. Als wir zu Hause bei meiner Mutter ankamen, rief sie mich ins Wohnzimmer. Sie wollte mir etwas zeigen. Es war eine Kassette. „Hier, das ist für dich mein Schatz. Das war mein erster richtiger Auftritt in einer Bar. Ich erinnere mich an diesen Tag als wäre er gestern gewesen. Der 12. November 1990!“ . Verwirrt fragte ich sie: „Warum gibst du sie mir? Ist ja nicht so, als ob du stirbst!“ „Ach, wer weiß das den schon? Jedes Leben hat mal ein Ende. Ich finde einfach, dass du sie haben solltest, es ist schließlich der Tag gewesen, an dem mich dieser Musikproduzent angesprochen hat und somit meine Karriere begann. An dem Tag habe ich der ganzen Bar eine Runde ausgegeben. Und die Kassette ist das einzige Exemplar, das existiert. Ich hab es mir geben lassen, damit ich mich immer an den zweitbesten Tag in meinem Leben erinnern kann“, antwortete sie lächelnd. „Und was ist der erst beste Tag in deinem Leben gewesen?“ fragte ich neugierig. „Deine Geburt natürlich, mein Schatz!!“ „Ohhh, Mama das ist so süß von dir. Lass uns die Kassette zusammen anschauen, ok?“, meinte ich daraufhin. „Na gut Julia, ich hole eben Popcorn und Chips“, sagte meine Mutter und ging in die Küche. Währenddessen holte ich unseren alten Videorecorder aus dem Schrank, schloss ihn an den Fernseher an und schob die Kassette rein. Wir fingen an uns den Auftritt meiner Mutter anzusehen, ihr Gesang klang wunderschön, als mir ein „Ich wünschte, ich hätte die 90er miterlebt!“ herausrutschte. Auf einmal blieb alles stehen! Nichts bewegte sich mehr außer mir. Ich probierte mit meiner Mutter zu sprechen, aber sie antwortete nicht. Auch die Uhr über der Wohnzimmer Tür war stehen geblieben. Ich ging auf den Fernseher zu, der irgendwie komisch aussah, ich wollte ihn berühren… als meine Hand im Fernseher verschwand! Ich konnte es einfach nicht glauben! Bei dem Versuch meine Hand aus dem Fernseher zu ziehen, zog mich der Fernseher einfach herein.

Ich saß plötzlich in einer Bar und hörte jemanden singen, die Stimme kam mir sehr bekannt vor, woraufhin ich auf die kleine Bühne sah und sich eine jüngere Version meiner Mutter vor mir befand. Ich konnte es nicht fassen! Ich hörte meine Mutter singen! Ich war mir nicht sicher ob das echt war oder einfach nur ein Traum… Ich fragte einen jungen Mann mit kurzen blonden Haaren und wunderschönen, blauen Augen, der neben mir saß, nach dem Datum. „Der 12. November“, sagte er ziemlich verwirrt, da ich auf einmal neben ihm saß. Erschrocken fragte ich: „Wie bitte?! Welches Jahr?“ „1990!?“. Entsetzt flüsterte ich vor mich hin: „Wie kann das sein? Das ist unmöglich!“. Der Mann reagierte auf mein Gemurmel: „Was dachten Sie denn, welcher Tag heute ist?“ „Sie würden mir nicht glauben“, sagte ich lächelnd, aber immer noch verwirrt. „Warum denn nicht?“ fragte mich der Mann. Wenn ich jetzt sage, dass ich aus dem Jahr 2019 komme… er würde mich für komplett bescheuert halten und mich in die Klapsmühle einliefern lassen! „Ich erzähle es Ihnen, wenn Sie mir versprechen, mich nicht für verrückt zu erklären“, sagte ich unsicher. „Werde ich nicht, versprochen“, meinte er ziemlich überzeugend, weshalb ich ihm erklärte: „Na gut, wie soll ich es Ihnen jetzt sagen?-“ er unterbrach mich und sagte: „Duz mich doch!“ „Ok, dann duz mich doch auch“, antwortete ich auf seine Unterbrechung. „Wie soll ich dir das erklären?“ fuhr ich fort, „Ich komme aus dem Jahr 2019!“ „Ist das dein Ernst?!“ fragte er mich unsicher und entsetzt zugleich. Naja, ich hatte auch nichts anderes erwartet! „Ja, also ich komme mit der Situation auch nicht so ganz klar, aber die Frau da vorne… ist meine Mutter!“ sagte ich während ich auf meine Mutter zeigte. „Das ist niemals deine Mutter! Ihr seid ungefähr im selben Alter!“ sagte der Mann. „Wie gesagt…ich bin aus dem Jahr 2019!“ „Du sagst du kommst aus dem Jahr 2019!? Kannst du mir das irgendwie beweisen?“ fragte der Mann interessiert. Ich überlegte kurz, wie ich beweisen könnte, dass ich aus der Zukunft bin. Dann fiel mir ein, wie meine Mutter mir noch vor wahrscheinlich 20 Minuten erzählt hatte, dass sie am 12.ten November von ihrem damaligen Musikproduzenten angesprochen wurde. „Die Frau da vorne, wie schon gesagt, ist meine Mutter, heißt Rose und sie wird noch heute von ihrem zukünftigen Musikproduzenten angesprochen, durch den sie später berühmt wird! Glaub mir, meine Mutter war ein Star in den 90ern!“ erklärte ich ihm. Ich wusste nicht, ob er mir das glaubte, das hörte sich alles so absurd an. In dieser Sekunde endete das Lied, das meine Mutter sang, und ein Mann, so Mitte 30, kam auf sie zu. Der Mann, der neben mir saß, dessen Namen ich noch nicht kannte, und ich beobachteten die zwei aufmerksam. Ich konnte sie nicht hören, sie redeten sehr leise und in der Bar war es sehr laut. Jedoch konnte ich gut erkennen, dass meine Mutter anfing sich zu freuen. „Ich hab es doch gesagt!“ sagte ich triumphierend, jedoch antwortete der Mann: „Das kann jeder sein.“ Doch ich sagte überzeugt: „Glaub mir einfach! Gleich wird meine Mutter in der Bar vor Freude eine Runde ausgeben! Das hat sie mir alles erzählt“ „Woohooo!! Ich habe gerade ein Plattenvertrag angeboten bekommen! Eine Runde geht auf mich!“ Ich drehte mich zu dem Mann um, lächelte ihn an und meinte stolz: „Hab ich doch gesagt!“ Ein wenig erschrocken sah mich der Mann an. Das konnte ich natürlich verstehen… „Du kannst in die Zukunft sehen!? Raff ich nicht.“, fragte er mich. „Wie gesagt, ich bin aus dem Jahr 2019!“ probierte ich ihm erneut zu erklären. „Ich wurde 1997 geboren, ich bin erst 22!“. Der Mann sah immer noch ziemlich verwirrt aus, schien aber seinen Humor wieder gefunden zu haben, denn er fragte: „Gibt es denn schon fliegende Autos?“ „Natürlich nicht, hahaha!“ „Wie heißt du denn, überhaupt?“ fragte mich der Mann. „Julia, und du?“ antwortete ich ihm. „Mein Name ist Jackson“, sagte der Mann immer noch leicht verwirrt. „Ok Julia… Dann erkläre mir doch mal, warum du im Jahr 1990 statt im Jahr 2019 bist… Ich meine das ist unmöglich. Das sind fast 30 Jahre…“ „Ich weiß selbst nicht genau, wie das passiert ist… naja, also ich könnte versuchen es dir zu erklären, soweit wie ich es verstanden habe, aber nicht hier, es ist zu voll und zu laut“, sagte ich zu Jackson. Er antwortete mittlerweile sicher: „Okay gut, du wirkst eigentlich ziemlich normal. Wie wäre es, wenn wir spazieren gehen… Dann kannst du mir alles in Ruhe erzählen!“ Bevor wir aus der Bar gingen, beobachtete ich ein letztes Mal wie meine Mutter strahlend dem Barkeeper das Geld für die Drinks gab. Wir gingen Richtung Park. Im Park angekommen, hatten wir uns auf eine Bank gesetzt. Dann sagte ich zu Jackson: „Bevor wir weiter gehen und ich dir erzähle was passiert ist, würde ich ehrlich gesagt gerne etwas über dich erfahren. Du weißt schon erstaunlich viel über mich und ich kenne nur deinen Vornamen!“ Daraufhin antwortete Jackson: „Na gut, ich erzähle dir etwas über mich. Also mein voller Name ist Jackson Miller, ich bin 24 Jahre alt und ich musiziere gerne. Seitdem ich sieben Jahre alt war spiele ich Gitarre und ich singe leidenschaftlich“. Das hatte mich wirklich überrascht, da Jackson überhaupt nicht so aussah als würde er sich für Musik interessieren, aber ich kannte ich auch erst seit ein paar Minuten. „Ich spiele auch Gitarre und dazu noch Klavier, schon seit meinem fünften Lebensjahr und ich singe unfassbar gerne!“ sagte ich. „Das wirst du dann wohl von deiner Mutter haben“, meinte Jackson. „Jaaa… wahrscheinlich“, meinte ich lächelnd. Kurze Zeit herrschte peinliche Stille. Ich war mir nicht sicher was gerade passierte und was ich sagen sollte, aber dann fragte Jackson: „Also… Wie kann es sein, dass du knapp 30 Jahre in die Vergangenheit gereist bist?“ „Ich habe es selber noch nicht ganz verstanden“, meinte ich und erzählte ihm, was passiert war. Als ich meinen Satz beendet hatte, sah er mich überrascht an. „Wow!“ sagte er und sah mich mit großen Augen an. „Kein Wunder, dass du so verwirrt bist. Was hast du jetzt vor?“ fragte Jackson mich. „Ich weiß selbst noch nicht ganz, ich muss aber auf jeden Fall zurück in meine Zeit“, antwortete ich ihm. „Das Erste, was wir jetzt machen, ist dir ein paar neue Klamotten zu besorgen“, sagte Jackson und sah sich mein Outfit an. Woraufhin ich an mir herabsah und fragte: „Was ist denn nicht ok an meinem Outfit?“ „Es ist 1990, schon vergessen?!“ antwortete er mit einem ernsten Blick. „Deine oversized Jeansjacke ist gut, aber der Rest geht gar nicht. So, wir gehen dir jetzt Klamotten kaufen!“ „Ich habe aber kein Geld dabei!“ meinte ich verzweifelt. „Kein Problem! Ich bezahle dir das schon.“, sagte Jackson. „Du hast was gut bei mir!“ meinte ich dankbar. Als wir den ersten Laden betraten, war ich fasziniert von den vielen bunten Sachen. „Ich habe noch nie so viele Sachen auf einmal gesehen“, sagte ich fasziniert. Nach drei Stunden ständigem Umziehen hatten wir etwas gefunden, was uns beiden gefiel. Ich hatte ein schwarzes bauchfreies Top an, darüber meine Jeansjacke, eine leicht oversized Jeans und anstatt meiner Nike-Sneaker, hatte ich klassische 90er Jahre Platteau-Sneaker von Buffalo. „Es ist erstaunlich sonnig. Wenn du willst, können wir dir noch eine buntgetönte Brille kaufen!“ sagte Jackson, als wir den Laden verließen. „Klar, gerne!“. So gingen wir in den nächsten Laden und kauften eine buntgetönte Sonnenbrille. „Was soll ich jetzt mit meinem anderen Sachen machen?“ fragte ich Jackson, als wir den zweiten Laden verließen. „Weißt du eigentlich schon, wo du schlafen kannst? Du kannst ja schlecht draußen schlafen!? In ungefähr zwei Stunden wird es dunkel werden“, er sah mich fragend an. „Wenn du nichts dagegen hast,  kannst du bei mir auf dem Sofa schlafen und deine Sachen könntest auch bei mir lassen, solange bis wir wissen wie wir dich wieder ins Jahr 2019 zurückbringen“, schlug Jackson vor. „Das wäre zwar sehr nett von dir, aber ich kenne dich kaum, jetzt mal ehrlich, du würdest doch auch nicht einfach mit jemandem, den du erst vor circa vier Stunden kennengelernt hast, nach Hause gehen.“ „Ja, schon, aber wo willst du sonst hin? Und außerdem bist du in einer sehr ungewöhnlichen Situation. An deiner Stelle würde ich jede Hilfe annehmen, die ich kriegen kann“. „Du hast ja recht“, meint ich leicht beschämt und gähnte.

Bei ihm zu Hause angekommen, legte ich mich auf Sofa und schlief sofort ein. Ich wurde von dem süßen Geruch von Pancakes aufgeweckt. Ich hörte den leisen, großen Röhrenfernseher neben mir. Es lief eine Serie, die glaube ich `Prince of Bel-Air‘ hieß. Ich ging zu Jackson in die Küche, um zu schauen, ob ich ihm beim Frühstück machen helfen konnte. „Guten Morgen Julia! Auch mal wach? Du bist gestern einfach eingeschlafen, warst wohl sehr müde!“ sagte Jackson, „Ich krieg die Krise!“ schrie Jackson schon fast. „Das ist der fünfte Pancake, der mir anbrennt! Das ist so ätzend!“ „Riecht trotzdem lecker.“, sagte ich lachend. „ Lass mich die Pancakes machen“, ich nahm Jackson die Kelle für den Teig aus der Hand und sagte „Stück mal nen Rück“. Als die Pancakes fertig waren, setzten wir uns zusammen an den Esstisch. Jackson fragte: „Wie soll es denn jetzt eigentlich weiter gehen?“ Ich kaute mein Stückchen Pancake zu Ende und sagte: „Ähm naja, ich weiß nicht so recht.“ „Sprich doch mal mit deiner Mutter und versuch ihr zu erklären wer du bist und was passiert ist“, schlug Jackson vor. „Hast du noch nie den Film `Men in Black 3´ gesehen?! Wenn man die Vergangenheit ändert, verändert man die Zukunft!“ erklärte ich. „Was für nen Film?“ fragte Jackson mich irritiert. „Ach stimmt den kennst du ja noch nicht. Egal! Es ist einfach so, dass wenn meine Mutter und ich darüber sprechen was los ist, könnte sie eine Entscheidung treffen, die sie eigentlich nicht getroffen hat und das könnte fatale Konsequenzen haben. Ich könnte zum Beispiel nie geboren werden!!!“ antwortete ich ihm. „Das wäre nicht so gut! Dann sollten wir das lieber lassen!“ sagte Jackson. Nachdem wir gefrühstückt hatten fragte ich: „Was sollen wir jetzt machen?“ „Bis wir wissen, wie wir das Problem lösen, könnten wir doch ins Kino gehen. Vor kurzem ist `Es´ in die Kinos gekommen. So als Zeitvertreib.“ schlug Jackson vor. „Können wir gerne machen, ich habe die neue Version gesehen und würde echt gerne die ältere Version sehen“. „Es gibt eine neue Version?!“ fragte Jackson verwundert. „Ja, der Film ist 2017 in die Kinos gekommen“, antwortete ich. Auf dem Weg ins Kino unterhielten wir uns über die elektronische Entwicklung. „Und wir haben Handys mit Touch-Bildschirm.“ „ Wie funktioniert das? Bei uns ist momentan der Game-Boy die neueste Technik!“ fragte Jackson. Ich erklärte ihm wie alles funktioniert. An der Kasse im Kino fragte man nach unseren Ausweisen. Als ich meinen vorzeigte fragte mich der Typ an der Kasse wütend: „Soll das ein Scherz sein?? 1997?! Das ist erst in sieben Jahren! Wenn sie schon einen gefälschten Ausweis haben sorgen sie wenigstens dafür, dass er glaubwürdig rüberkommt!!“ „Es tut mir leid, meine Schwester hat sich wohl einen Scherz erlaubt!“ sagte ich so schuldbewusst, dass ich mir selber geglaubt hätte, wäre ich jemand anderes gewesen. „Zeig mir deinen echten Ausweis oder sucht euch einen anderen Film aus, für den ihr keinen Ausweis braucht“, sagte der Typ immer noch genervt, aber netter. „Welchen Film wollen wir denn an stattdessen sehen?“ fragte ich Jackson leicht verzweifelt. Er sah sich das Kinoprogramm an „Wie wäre es mit `Zurück in die Zukunft 3´?“ schlug er vor. „Klingt gut“, sagte ich und wir gingen in den Saal. Bevor der Film anfing fragte Jackson: „Du hast eine Schwester?“ „Nein, war nur eine Ausrede. Hätte ich die Wahrheit gesagt hätte er mich in die Klapsmühle einweisen lassen“, sagte ich mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht. Nach dem Film, als wir auf dem Weg zu Jackson Wohnung waren, sagte Jackson auf einmal „Ich kann doch deine Mutter nach der Kassette fragen!“ „Das ist eine super Idee!!!“, schrie ich vor Glück und fiel Jackson um den Hals. „Gut, dann lass uns deine Sachen holen, was essen und dann in die Bar gehen und nach der Kassette fragen“, sagte Jackson, nachdem ich von ihm abgelassen habe. Nach dem Essen gingen wir in die Bar und fragten den Barkeeper, ob er uns helfen könnte. Er holte den Manager des Ladens und den neuen Manager meiner Mutter. „Ach, kommen, sie nur ein paar Minuten. Wir waren von ihrem Gesang gestern so verzaubert. Sie war einfach wundervoll!“ bettelte ich die zwei Männer an. „Na gut, ihr habt zehn Minuten“, sagte der Manager meiner Mutter. Vor der Kabine meiner Mutter erinnerte ich Jackson an unseren Plan. Nach fünf Minuten kam er mit der Kassette und einem stolzen Lächeln wieder raus. „Ich hab sie!“ sagte er, aber in seiner Stimme war ein bisschen Verzweiflung zu hören, also fragte ich unsicher: „Wo ist der Haken?“ „Da dies das einzige Exemplar ist, müssen wir uns die Kassette im Nebenraum ansehen und dann wieder abgeben.“ „Na gut, hoffentlich klappt es“, meinte ich hoffnungsvoll. Wir gingen in den Nebenraum und ich schob die Kassette ein. „Bevor ich das Video anmache, möchte ich mich bei dir bedanken, dass du mir geholfen hast und mich nicht in die Klapsmühle hast einliefern lassen“, sagte ich mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, aber mit einer traurigen Stimme. „Es war mir eine Ehre dich kennenzulernen“, sagte Jackson ebenfalls traurig. Da wir uns verabschiedet hatten, schaltete ich alles ein und wie es schien war die Zeit erneut stehen geblieben und der Fernseher flackerte komisch, anders als beim ersten Mal. Ich fasste den Bildschirm des Röhren-Fernsehers an und war plötzlich wieder zu Hause in meinem Wohnzimmer. Völlig überwältigt sah ich mich um und mir fiel auf, dass sich rein gar nichts geändert hatte. Verwirrt aber glücklich schaltete ich den Fernseher aus und die Zeit fing wieder an zu laufen.

Mittlerweile ist das Jahr 2022, meine Mutter wurde von ihrem Hirntumor geheilt und ich bin überglücklich. Ich weiß bis heute nicht ob das alles real war, weil, wenn ich ganz ehrlich bin, Zeitreisen sind doch unmöglich, oder?

„Hey, Mama!“ „Ja mein Schatz!“ „Du hast mir nie erzählt, wer mein Vater ist!“ „Naja, wir waren lange Zeit zusammen und als ich ihm sagte, dass ich schwanger bin, hat er mich verlassen. Er war angeblich noch nicht bereit dafür“. „So ein Idiot! Wie heißt er denn?“ „Jackson Miller.“

 

Ende

Kurzgeschichte von Kassandra und Jana