Café Geräusche

Marco:  Bestellung bitte?

Lara:     Marco?

Marco:   Lara?

Lara:     Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, arbeitest du hier?

Marco:  Ja, ich habe gerade viel zu tun aber vielleicht könnten wir uns hier um 17 Uhr 

             noch mal nach Feierabend auf ein Kaffee treffen?

Lara:     Klar, bis nachher!

Kurze Stille

Gelächter Lara und Marcos

Lara:      Hast du denn jetzt jemanden, der dich glücklich macht?

Marco:    Ja, meine Frau Stephanie. Wir haben sogar einen 2 Jahre alten Sohn.

Lara:       Das freut mich für dich! Wie heißt er denn?

Marco:    Leonardo De Luca, aber seine Freunde im Kindergarten dürfen ihn auch Leo 

               nennen.

beide lachen

Marco:    Und bei dir so?

Lara:       Ja, ich bin auch glücklich verheiratet und habe 2 Töchter.

Marco:    Sind sie auch so nervig wie deine kleine Schwester?

Lara:       Fast, sie ist nicht zu toppen!

Marco:    Was ist denn aus ihr geworden?

Lara:       Ob du es glaubst oder nicht, sie ist Satirikerin in der Anstalt!

Marco:    Nicht im Ernst!

Lara:       Doch, doch. Weißt du noch an diesem einen Tag in Berlin?

Knackgeräusche eines alten Radios.

Nachrichtensprecher: Nachdem sich die wirtschaftliche Lage gestern ein wenig 

                                    entspannt hatte, ist sie heute früh wieder sehr verspannt.  

                                    Zugeschaltet ist jetzt ein Experte. Hallo.

Experte:                       Hallo.

Nachrichtensprecher: Sie sind Experte. Was ist ihre Meinung dazu?

Experte:                       Ich, als Experte, denke, wir sollten alle noch viel mehr Angst um 

                                    unsere Arbeitsplätze haben. Ferner sollten wir den unteren 

                                    Schichten unbedingt mit Verachtung begegnen, weil wir 

                                    unbewusst Angst haben, selbst in diese Schichten abzurutschen.

                                    Schließlich sollten wir die Schuld an der Misere nötigenfalls

                                    Randgruppen zuschieben. Das sind einfache Maßnahmen, sie

                                    müssen nur konsequent umgesetzt werden...

Klickgeräusch, als wenn man den Sender wechseln würde.

Nachrichtensprecher: Heute führe ich wieder ein Interview mit einer durch und durch

                                    uninteressanten Person. Frau Meier, was macht Sie so 

                                    uninteressant?

Frau Meier:                  Nun, ich arbeite in einem Büro.

Nachrichtensprecher:  Am Computer?

Frau Meier:                  Ja.

Nachrichtensprecher: Das ist tatsächlich schon mal sehr uninteressant.

Frau Meier:                  Ja.

Nachrichtensprecher: Und was machen Sie in ihrer Freizeit?

Frau Meier:                  Ich habe zwei Hobbys. Nämlich fernsehgucken und das andere  

                                    habe ich vergessen.

Nachrichtensprecher: Und haben Sie Probleme?

Frau Meier:                  Ja. Geldsorgen.

Gähngeräusch des Nachrichtensprechers.

Frau Meier:                  Ich bin auch verheiratet und mein Mann ist noch uninteressanter 

                                    als ich.

Nachrichtensprecher: Schwer vorstellbar.

Frau Meier:                  Ist aber die reine Wahrheit.

Nachrichtensprecher: Nun zu einem Song, den bestimmt genauso uninteressant ist wie 

                                    Frau Meier.

If you wanna be my lover, you gotta get with my friends...

 

Stille

„Ding Dong“  Es klingelt. Tür öffnet.

 

Lara:        Hi! Komm rein.

Marco:     Hi. Ich hab’ Schokolade mitgebracht.

Nina:        Ich hoffe du hast meine Lieblingssorte gekauft!

Marco:     Aber klar doch.

Lara:        Und was wollen wir zuerst machen? Habt ihr Lust auf eine Runde „Mensch

                ärgere dich nicht“? 

Nina:        Ja, warum nicht.

Würfelgeräusche

Kurze Stille

Nina:        Wisst ihr, welcher Tag heute ist?

Marco:      Ich weiß nicht.

Lara:         Ist mir egal.

Nina:         Habt ihr mir überhaupt zugehört? Was habe ich gerade gesagt?

Marco:      Ich weiß nicht.

Lara:         Ist mir egal.

Nina:         Ich habe gefragt, welcher Tag heute ist.

Marco:      Aha.

Lara:         Hm.

Nina:         Und?

Marco:      Was?

Lara:         Hä?

Nina:         Welcher Tag ist es?

Marco:       Heute?

Lara:         Oder wann?

Nina:          In fünfzig Tagen! Nein! Natürlich heute.

Lara:          Aha.

Marco:       Was ist in fünfzig Tagen?

Lara:          Ich weiß nicht.

Nina:          Nichts!

Marco:       Nichts? Dann ist doch egal, welcher Tag ist.

Nina:          Aber welcher Tag ist heute?

Marco:       Welcher Wochentag?

Lara:          Oder welches Datum?

Nina:          Welcher Wochentag! Wenn mich das Datum interessieren würde, hätte ich 

                  nach dem Datum gefragt.

Marco:       Ah ja.

Nina:          Und?

Marco:        Was?

Lara:           Was was?

Marco:        Was und?

Lara:           Was was und?

Marco:        Ich weiß nicht hat Nina gesagt.

Nina:           Was hab ich gesagt?

Lara:          Ich weiß nicht.

Marco:        Und?

Lara:          Und was?

Nina:          Welcher Wochentag ist wohl heute?

Marco:        Ich weiß nicht.

Lara:          Ist mir egal.

Nina seufzt genervt.

Marco:     Dienstag vielleicht.

Nina:       Wieso?

Lara:       Wieso nicht? Ist doch ein Tag so gut wie der andere.

Nina:       Alles klar, Dienstag vielleicht.

Marco:    Dann ist in fünfzig Tagen auch Dienstag.

Nina:       Mittwoch.

Marco:    Was ist in fünfzig Tagen eigentlich?

Lara:       Oh nein! Es geht von vorne los.

Marco:    Was?

Lara:       Ich habe nachgeschaut, es ist Sonntag. Diskussion beendet.

Kurze Pause

Nina: Wollen wir einen Film gucken? Ich habe vorhin extra noch Titanic ausgeliehen.

Lara: Schon wieder ein Liebesfilm?

Marco: Wir können ja erst ab der Hälfte einsteigen. Ich finde die Produzenten hätten ruhig die erste Stunde weglassen können.

My heart will go on spielt.

Nina:     Ich finde, wir sollten morgen Schwimmen gehen.

Marco:  Was? Wie kommst du drauf?

Nina:     Ihr wisst doch noch als wir mit der ganzen Schule nach Berlin gefahren sind. Da 

             war doch dieser eine Badesee, wo wir alle unbedingt hinwollten. Wisst ihr noch?

Lara:     Ich glaube unsere Stufe hat sich mehr auf andere Dinge konzentriert...

Nina:     Dann sollte ich ihn euch unbedingt mal zeigen.

Marco:  Ist Berlin denn nicht ein bisschen weit für einmal Schwimmen gehen?

Nina:     Kommt schon... Habt ihr denn etwas Besseres zu tun?

Lara:     Okay... Fahren wir nach Berlin!

Marco:  Und wie sollen wir dahin kommen?

Nina:     Laufen!

Marco:  Ich glaub auch...

Lara:     Ich denke zugfahren wäre doch die einfachere, wenn auch faulere Variante.

Marco:  Also gut, fahren wir morgen nach Berlin. Wollen wir dann jetzt nicht endlich 

             weitergucken?

Zuggeräusche

Marco:  Also das mit dem Zugfahren war ja an sich keine schlechte Idee, (Gähnen) aber 

             warum um vier Uhr morgens? Morgens.

Nina:     Du kannst gerne auch immer noch laufen.

Lara:     Wie wäre es, wenn wir zum Wachwerden, ne‘ Runde Kniffel spielen?

Marco (schläfrig): Von mir aus...

Würfelgeräusche

Marco:  Kniffel!

Lara:     Nein. Für einen Kniffel müssen alle Würfel die gleichen Punkte zeigen. Deine zeigen alle etwas Unterschiedliches. Hier, schau, eins, zwei, drei, vier und fünf.

Nina:     Man man...

Marco:  Ich war neulich so auf dem Heimweg und da habe ich tatsächlich den Dings

             gesehen.

Rascheln von Schokoladenpapier, da Marco sich ein Stückchen Schokolade nimmt.

Lara:               Wer kam vorbei?

Nina:               Du kannst doch nicht das Wichtigste Wort im Satz durch „Dings“ ersetzen.

Marco:             Na, äh... Dings. Ihr wisst schon. Der eine.

Nina(ironisch):  Ach so! Den meinst du. Den einen.

Marco:             Ja. Genau. Jetzt wisst ihr´s, ne?

Lara:                Nein! Wir wissen es nicht. Woher auch?

Marco:             Na, der wo, na, wie heißt er denn, also der Typ...

Nina:                Der Typ. Mittelgroß, mittelalt, braune Haare?

Marco:             Ja. Genau der. Kennt ihr, ne?

Nina seufzt.

Lara:                Okay. Es handelt sich um eine nicht fiktive Person.

Marco:             Ja.

Lara:                Männlich?

Marco:             Ja.

Nina:                Prominent?

Marco:             Nein.

Nina:               Und wir kennen den Typen alle?

Marco:             Ja.

Lara:                Schlank?

Marco:             Nein.

Nina:               Dick?

Marco:             Na, nicht direkt dick. Sagen wir: stämmig.

Lara:                Mit kurzen Haaren?

Marco:             Ne Igel Frisur.

Nina:                Brille?

Marco:             Nein.

Lara:               Bart?

Marco:             Nein.

Lara:                Ich komm nicht drauf, du Nina?

Nina:               Nee.

Marco:             Ach, ist ja auch nicht so wichtig.

Nina atmet hörbar ein und aus. Die Schokoladenpackung raschelt, da sie Marco erneut daran bedient . Ein Glas wird hochgehoben und wieder abgestellt.

Nina:           Ich habe das Gefühl, unser Gespräch steckt in einer Sackgasse.

Marco:        Jo, aber es muss ja auch nicht jedes Gespräch eine Pointe haben.

Lara:           Oder einen Sinn.

Nina:           Das wäre zu viel verlangt.

Wieder raschelt Papier und Marco nimmt sich wieder ein Stück Schokolade.

Marco(kauend): Guckt nicht so. Ich hatte heute erst Drei.

Lara:                  Stückchen oder Tafeln?

Marco:               Ich sage nichts mehr ohne meinen Anwalt. Im Übrigen: 

                          Selbstbeherrschung bedeutet nicht, keine Schokolade zu essen. Wahre 

                          Selbstbeherrschung bedeutet, ein Stückchen zu essen und dann 

                          aufzuhören.

Lara:                  Soso.

Erneut raschelt das Papier.

Marco(mit vollem Mund): Ich kann mich beherrschen, wenn ich will. Ich will nur nicht.

 

Durchsage: Sehr geehrte Fahrgäste, ich möchte sie darauf hinweisen, dass wir in Kürze den Hannover Hauptbahnhof passieren werden. Wir werden uns dort ein bisschen länger aufhalten, da uns ein weiterer Wagon angehangen wird. Bitte bleiben sie an Ihren Plätzen. Die Endstelle Berlin Hbf werden wir in ca. 2 Stunden erreichen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Bahngeräusche

Nina:                     Wie asozial muss Jemand sein, um ein Wort wie

                             Hippopotomonstrosesquippedaliophobie zu erfinden?

Marco:                  Warum?

Nina (schreiend): Hippopotomonstrosesquippedaliophobie bedeutet Angst vor langen 

                             Wörtern.

Nina kichert.

Marco:                 Okay, wenn ich meinen Schock erst mal überwunden habe, werde ich 

                            das sicherlich lustig finden können.

 

Lara(flüsternd):    Könntest du dich nicht zumindest in der Öffentlichkeit etwas zügeln. 

                            Die anderen Leute in der Bahn starren uns jetzt alle an.

Nina:                    Das war jetzt aber gar nicht politisch korrekt.

Lara:                    Was?

Nina:                    Bin ich ein Pferd?

Lara:                    Hä?

Nina:                    Zügeln?

Lara:                    Äh...

Nina:                    Und selbst wenn ich ein Pferd wäre, dürftest du dir nicht anmaßen...

Marco:                 Es tut mir Leid, dass ich euch so angebrüllt habe, Marco. Gerade du 

                            hast dich sicherlich erschreckt. Ja, Nina, ich habe mich sehr erschreckt 

                            und es ist mir auch etwas peinlich vor den anderen Fahrgästen, aber 

                            im Geiste unserer Freundschaft nehme ich deine Entschuldigung 

                            gerne an.

Nina:                   Was soll das?

Marco:                 Nun, ich habe festgestellt, dass ganz viele Leute anscheinend unfähig 

                            oder unwillig sind, die Gespräche zu führen, die ich gerne führen 

                            würde. Und...

Lara (flüsternd):   Das Pärchen uns gegenüber starrt uns die ganze Zeit komisch an.

Marco:                 Na und? Wie dem auch sei, deshalb führe ich diese Gespräche jetzt 

                           alleine.

Nina:                Tss.

Marco:             Das ist wirklich eine sehr gute Idee, Marco. Damit führst du deinen 

                        Gesprächspartnern exemplarisch vor, wie ein besseres Gespräch hätte 

                        laufen können. Vielleicht lassen sie sich sogar davon inspirieren. Ganz 

                        genau. Das könnte ein neuer Trend werden.

Nina:               Weißt du, Nina. Letztens war ich beim Kopfdoktor, und der hat was 

                        herausgefunden. Ich  habe nämlich in meinem Kopf statt Groß- und 

                        Kleinhirn nur einen Wackeldackel und eine Winkekatze. Das überrascht 

                        mich nicht, Marco. Anders kann man sich dein Verhalten beim besten 

                        Willen nicht erklären.

Marco:             Weißt du, Marco. Voll nett von dir, dass ich immer in das Café, indem 

                        du arbeitest, umsonst, was trinken und essen darf. Das ist ja gar nicht 

                        selbstverständlich. Das könntest du dir ja auch jederzeit anders 

                        überlegen.

Nina:                Ach, Nina. An manchen Tagen, da tauschen der Dackel und die Katze 

                        aus mir unbekannten Gründen ihre Special Moves. Dann wackelt die 

                        Katze mit dem Kopf, und der Dackel winkt. Das sind die Tage, an denen

                        du besonders wuschig im Kopf bist, Stimmt´s? Stimmt genau. Wieder mal 

                        hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, Nina. Du bist einfach 

                        superschlau!

Lara:                Wisst ihr, was superschlau wäre...

Marco(rufend): Dietmar heißt er! Dietmar Kötke.

Nina:                Wer?

 

Marco:              Na, der Typ, den ich letztends getroffen habe! Von dem ich euch erzählt 

                         habe. Das war der Dietmar!

Nina:                Kenn ich nicht.

Marco:              Aber den kennt doch jeder.

Lara:                Na klar! Didi, aus der Elften.

Nina:                 Ich kenn den nicht.

Marco:              Hm. Du kennst den gar nicht...

Nina:                Nee.

Mann:               Ich kenn den.

Frau:                Na klar. Du kennst ja wieder jeden.

Mann:               Aber den Didi kennst du doch och.

Frau:                Klar kenn ich den Didi. Aber den Didi kennt ja auch wirklich jeder.

Nina(pampig): Ich nicht.

Mann:             Jetzt fang nich och noch grundlos Streit mit mir an, nachdem de mir schon 

                       angelogen hast.

Frau:               Wann hab ich dich angelogen?

Mann:              Ins Museum hat se mir jelockt. Unter falschen Voraussetzungen.

Lara:                Aha.

Mann:            Die Brüste der Nofretete hat se mir versprochen. Aber war jar nix mit 

                      Brüste. War nur een Kopp ohne Oogen. Hat mir jelackmeiert.

Frau:              Ach du. Du kannst mir ma anne Pupe schmatzen.

Mann:            Aber jerne doch, wenn dit nich schon der Didi machen würde.

Frau:             Ach, Erika. Ich will dich eigentlich nicht schon wieder mit meinem

                     Minderwertigkeitskomplex nerven, nicht dass du noch auf die Idee kommst,

                     meiner grundlosen Eifersucht einen Grund zu geben. Sehr weise von dir, 

                     Herbert. Sehr weise.

Mann:          Ach, Herbert. Ick liebe dir, und morjen darfste drum den janzen Tach an 

                     deine Modelleisenbahn schrauben. Dit is aba lieb von dir, Erika. Du weeßt 

                     ja, ick hab´s nich so mit die Kultur.

Erika:           Trotzdem weiß ich es sehr zu schätzen, Erika, dass du immer wieder

                     versuchst, mich ein wenig zu bilden, du Liebe meines Leben.

Marco(erfreut): Ein neuer Trend!

Lara:                Lasst uns lieber mal das Abteil wechsel.

Zugtürgeräusche.

Lara:               Guckt. Hier sind wir alleine.

Nina:               Und was machen wir jetzt?

 Zugtür wird geöffnet.

Polizist:      Polizeikontrolle! Zeigen Sie mal Ihre Ausweise.

Nina:          Zeigen Sie doch mal Ihren Ausweis! Kann ja jeder hier durch den Zug laufen,

                   unfreundlich sein und behaupten, er sei Polizist. Dabei ist Unhöflichkeit 

                   anscheinend eine notwendige, aber doch keinesfalls hinreichende 

                   Bedingung.

Polizist(verwirrt): Wie bitte?

Marco:          Nun, sehen Sie... zum Beispiel dieses Mädchen hier ist oft sehr 

                     unfreundlich, deswegen ist sie ja aber noch lange nicht Polizistin.

 

Polizist:         Ich verstehe immer noch nicht. Sicher, dass ich den eingesteckt habe...

Nina seufzt genervt.

Polizist:       Das gibt’s doch gar nicht. Ich war mir sicher, den hier in der Innentasche, 

                    also normalerweise habe ich den immer hier in der Innentasche...

Nina:           Ja, ja. Hören Sie auf, hier Märchen zu erzählen. Verloren, zu Hause 

                    vergessen, der Hund hat ihn gefressen... Was glauben Sie, wie oft ich mir 

                    das schon anhören musste.

Lara:           Was wollen Sie überhaupt überprüfen? Ob hier jemand Mozartkugeln 

                    schmuggelt?

Marco:       Ja! Ich gestehe! Ich habe ein Wiener Schnitzel in meinem Rucksack 

                  versteckt!

Polizist(erleichtert): Hier! Ich hab ihn gefunden!

Lara:           Na bitte! Geht doch. Warum nicht gleich so. Und nächstes Mal, junger Mann, 

                    halten Sie Ihren Ausweis griffbereit. Zeit ist Geld. Geld ist knapp.

Marco:       Nächstes Mal können wir sie nämlich nicht so glimpflich davonkommen 

                   lassen.

Die Tür schließt sich wieder.

Lara:    Ich habe mir gerade einen Zungenbrecher ausgedacht. Wollt ihr ihn hören?

Marco: Klar.

Nina:    Muss das sein?

Lara:    Mir fällt halt auch mal was schlaues und kreatives ein. Also: Als allerlei 

            algerische Allergiker allerlei allergische Algerier alarmierten, alarmierten allerlei 

            allergische  Algerier allerlei algerische Allergiker.

Marco: Allerlei algerie Allergie was?

Nina:    Bist du nicht ausgelastet?

Lara:    Ich habe sogar eine Version für Fortgeschrittene: Als allerlei allergische 

            algerische Allergologen auf Al Jazeera allerlei allergische Algerier alarmierten, 

            alarmierten allerlei allergische algerische Allergologen allerlei algerische 

            Allergiker: Birke blüht bald!

Marco: Ich hab kein Wort verstanden.

Nina:    Couragiert collagiert Kollege Clown, Cannabis konsumiert?

Marco: Lasst uns lieber damit aufhören, sonst geht dieser Wortsalat gleich nicht mehr 

            gut aus.

Waldgeräusche, gedämpfte Schritte

Nina:    So, wir sind da. Hier müsste der See sein.

Lara(lesend): Privatgrundstück. Betreten verboten.

Marco: Ich weiß ja nicht, ob wir hier jetzt einfach so Schwimmen gehen können.

Nina:    Verdammt sei der Erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den

             Gedanken kam, zu sagen: „Dies gehört mir!“ und verdammt seien die Leute, die

             einfältig genug waren, ihm zu glauben! Jacques Chirac. Mach mir mal ne’

              Räuberleiter.

Lara:     Wir können da doch jetzt nicht einfach so einbrechen!

Marco:  Doch.

Klappernder  Zaun.

Joggende Schritte.

Passant: Findet ihr es in Ordnung, hier einfach fremdes Eigentum zu betreten?

Nina:       Hm. Ja. Finde ich okay.

Passant: Wie fändet ihr es, wenn ich zu euch nach Hause kommen und durch euren 

                Garten spazieren würde?

Marco:     Dazu müssten Sie uns erst mal einen Garten schenken.

Nina:        Dann dürften Sie allerdings in dem Garten spazieren gehen, sooft Sie wolllen.

Passant(wütend): Ich werde den Sicherheitsdienst alarmieren.

Stampfende Schritte entfernen sich.

Marco:   Nur konsequent! Nur konsequent! Man muss zu seiner Überzeugung stehen.

Lara:      Wollen wir nicht lieber einfach gehen?

Nina:      Das ist doch irgendwie bemerkenswert. Im Realsozialismus wurden Mauern 

              gebaut, um die Leute drinnen zu halten, im Kapitalismus werden Mauern 

              gebaut,um sie draußen zu halten.

Sicherheitsdienst: Runter da! Geht weiter!

Marco:    Verdammt sei der Erste,der ein Stück Land mit einem Zaun umgab, und... äh... 

               der...  äh... und so weiter! Jacques Chirac!

Sicherheitsdienst: Komm jetzt da runter!

Marco:    Ahhh.

Zaungewackel.

Marco:    Ich will da rein!

Lara:       Ich kenn die nicht! Ich steh nur zufällig hier.

Nina:       Ist dir nicht klar, dass du hier gegen die Interessen deiner eigenen Klasse 

               handelst?

Sicherheitsdienst: Wir leben in einer sozialen Marktwirtschaft. Es gibt keinen 

                             Klassenkampf mehr.

Nina:        Es ist immer noch wie im 30-jährigen Krieg: Wes Brot ich ess, des Lied ich 

                 sing.

Sicherheitsdienst: Jetzt halt hier keine Vorträge! Geht einfach weiter!

Nina:         Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot!

Sicherheitsdienst: Ein Idiot in Uniform ist immer noch in Uniform!

Marco:       Der Zaun muss weg! Der Zaun muss weg!

Nina/Marco:  Der Zaun muss weg! Der Zaun muss weg!

Nina:          Komm Lara, mach mit!

Lara:          Was soll`s.

N/L/M:       Der Zaun muss weg! Der Zaun muss weg!

Sicherheitsdienst: Wenn ihr nicht geht, rufe ich die Polizei!

Marco:       Kommt! Lasst uns gehen.

Schritte

Lara:        Und? Was machen wir jetzt? Aus Baden wird wohl nix.

Marco:     Wir können uns ja erst was zu essen kaufen. Ich persönlich habe Hunger.

Nina:        Ok. Mc.Donalds?

Marco:      Von mir aus.

 

 

Tür öffnet, Cafégeräusche

 

Verkäufer:  Was darf‘s denn sein?

Nina:           Ich hätte gerne einen Whopper!

Verkäufer:  Den gibt’s hier nicht! Du kannst einen Hamburger haben, einen 

                   Cheeseburger oder vielleicht einen McRib?

Nina:           Ich hätte gerne einen W-h-o-p-p-e-r!

Verkäufer:  Tut mir leid. Aber wie gesagt gibt es so was bei uns nicht. Du musst dir ein 

                   Produkt aus der Karte über mir aussuchen.

Nina:           Ach so! Ich hätte gerne einen Whopper.

Verkäufer:   Hörst du! Du bist hier bei McDonalds.

Nina:           Whopper! Whopper! Whopper! Whopper!

Verkäufer(lauter): Whopper gibt’s hier nicht! Die gibt’s nur bei Burger King.

Nina:           Dann gehst du eben zu Burger King und holst mir einen Whopper!

Lara(streit schlichtend): Jetzt geben Sie ihr schon endlich ihren Whopper.

Nina:          Es ist mein gutes Recht, hier einen Whopper zu bekommen! Alle bekommen 

                   hier ihren Whopper! Es ist nicht einzusehen, dass ich hier keinen Whopper 

                   erhalten soll!

Verkäufer:  Ich möchte dich bitten, jetzt zu gehen.

Nina:          Ich möchte dich bitten, mir jetzt meinen Whopper auszuhändigen!

Verkäufer:  Ich rufe den Sicherheitsdienst.

Nina:          Ich bleibe hier stehen, bis du mir meinen mir rechtmäßig zustehenden

                   Whopper ausgehändigt hast!

Verkäufer seufzt.

Verkäufer:  Na bitteschön. Was darf´s bei Ihnen sein?

Marco:        Ich hätte gerne ein Whoppermenü.

Alarmknopf vibriert kurz.

Schnelle kräftige Schritte.

Nina:          Ey! Loslassen!

Marco:       Finger weg! Wir gehen ja schon...

Lara:          Ich kenne die beiden nicht!

Nina:          Ein Idiot in Uniform ist immer noch ein Idiot!

Marco:        Na komm schon.

Schritte.

Nina:         Dann gehen wir eben zu Burger King und bestellen uns einen Big Mac!

Marco:      Ich glaube, wir sollten erst einmal auf Lara warten.

Schritte.

Lara:          Ich habe euch einfach mal für jeden einen BigMac mitgebracht. Wollen wir 

                  zum Berlin-Alexanderplatz gehen und uns dort irgendwo zum Essen 

                  hinsetzen?

Marco:       Ok.

 

Citygeräusche ( Autos, Menschen, rufende Verkäufer,...)

Lara:       Da sind wir nun. Der Berlin Alexanderplatz.

Nina:       Irgendwie, ist es hier ziemlich laut.

Tourist:  Can someone please take a picture of us?

Nina:     Yeah. Why not... You look funny.

Kamerageräusche als Nina das Foto macht.

Tourist:  No! No! With my Camera!

Nina:      Ach...

Nina seufzt.

Nina:      Nee.

Lara:      Na komm schon.

Nina:      Nö.

Marco:    I can do it.

Erneute Geräusche einer Kamera.

Schritte.

Marco:    Okay?

Tourist(kritisch): No! The TV-Tower should be on the photo.

Marco:     Okay.

Schritte.

Kamerageräusche.

Schritte.

Marco:     Okay?

Tourist:     No! With the whole tower please.

Marco:     That is impossible! It is too big.

Tourist:     No! Go back please.

1o Schritte.

Tourist:     No. No. 

Marco seufzt.

Nina:        Gib her. Ich mach das.

Erst normale dann laufende Schritte.

Paar Sekunden Stille.

Tourist:     Is the girl going to come back?

Lara:         Also... Nach umfassenden Studien meinerseits zum Verhalten dieses

                 Mädchens würde ich die Chancen für das Eintreffen des von Ihnen

                 angefragten Ereignisses als gegen null tendierend einstufen. What? I don’t 

                 think so.

Marco:      We’re sorry. Lass sie uns lieber mal schnell suchen gehen.

Schritte.

Nina:         Hey! Hier bin ich! Na? Die Aktion vorhin war witzig, was?

Lara:         Nun ja. Ich versuche demnächst einfach mal so zu tun als würde ich dich 

                 nicht kennen. Erspart mir, glaube ich, eine Menge Ärger.

Nina:         Kommt. Ich zeige euch was noch Witzigeres.

Schritte.

Nina:          Excuse me. Can you please take a picture of me?

Passant:    Sure.

Nina(flüsternd): Lauft!

Laufende Schritte.

Nina (lachend): Das verwirrt die Leute immer total.

Marco:  Das glaube ich. Was jetzt?

Nina:    Nun ja, wir könnten uns ein Dutzend billiger Fahrradschlösser kaufen und dann 

            da vorne fremde Fahrräder zusammenschließen und uns dann mit einer Cola auf 

            die andere Straßenseite setzen.

Lara:   Guckt mal! Ist das da vorne nicht der Sicherheitsdienst von heute morgen?

Nina:   Tatsache.

Marco: Der gönnt sich da seinen Whopper.

Nina:    Der kriegt seinen Whopper und wir nicht. Das ist ja mal wieder typisch für

            unseren Staat, die...

Lara:    Shit! Ich glaube er hat uns auch gesehen. Schnell weg hier.

Rennende Schritte:

Marco:  Schnell, dort rechts in die Gasse.

Schritte werden langsamer

Lara:     Wo sind wir denn jetzt gelandet?

Didi(rufend): Marco, mein Freund! Hier oben! Kommt doch rauf.

Marco:   Didi? Klar, wir kommen.

Schritte, Tür öffnet

Didi:       Hi! Was macht ihr denn hier?

Nina(skeptisch): Du bist also Didi?

Didi:       Der einzig wahre. Und du bist?

Lara:      Meine kleine Schwester. Welch ein Zufall dich hier zu treffen.

Didi:       Ja, meine Eltern haben mich über die Ferien hierher zu meinem Onkel 

              geschickt. Sie meinten sie bräuchten ein wenig Ruhe von mir. Und was macht 

               ihr hier?

Marco:    Lange Geschichte. Eigentlich wollten wir nur Baden gehen.

Didi:        Aha. Und warum tut ihr es nicht?

Marco:    Was?

Didi:        Na, Baden gehen?

Marco:    Kennst du Jaques Chirac?

Didi :       Nein.

Lara:       Der See wurde umzäunt.

Didi:        Und das hält euch auf?

Nina:       Er hat recht! Das sollte uns eigentlich nicht aufhalten. Wir gehen zurück! Wir 

               werden heute noch in diesem See baden gehen.

Lara:       Ich halte das für keine gute Idee.

Nina:       Wir müssen zuvor noch ein paar Dinge besorgen. Wir brauchen Würstchen, 

               Chlorophorm, ein Banner, ein Schild und rote Farbe.

Stille

Lara:       Wir könnten auch woanders Schwimmen gehen..

Nina:       Worauf warten wir noch? Los, wir gehen Einkaufen!

Didi:        Ich finde ihre Idee gut.

 

Waldgeräusche

Schritte

Marco:                  Warum muss ich immer alles schleppen?

Sicherheitsdienst: Was macht ihr denn schon wieder hier?

Nina:                     Wir machen jetzt eine Sitzblockade.

Grillgeräusche(Feuer, spritzendes Fett)

Sicherheitsdienst:<Verdammt sei der Erste... usw.> Was soll das denn bedeuten?

Marco:                  Mhmmm. Wollen sie auch eins?

Sicherheitsdienst: Ach..warum nicht?..Mhm..Ja..

Nina(leise):           Schlaf ein! Schlaf ein!

Schnarchgeräusch

Taschengewühl

Lara:                      Du hast’n Bolzenschneider dabei?

Nina:                      Gleich können wir Zaunstückchen an Touristen verkaufen.

Lara:                      Wie hast du das gemacht?

Nina:                      Die Macht hat großen Einfluss auf die geistig schwachen.

Marco:                   Rousseau?

Nina:                      Nee. Obi-Wan Kenobi.

Lara:                      Da war was in seinem Würstchen.

Nina:                      Das macht man so mit Wachhunden. Macht schon mal ein Schild mit:

                              „Badesee! Eintritt frei! Hier entlang!“

Schneidegeräusch beim Durchschneiden des Zauns

Lara:                       Ist das Schild gut so?

Nina:                       Perfekt! Stellt es so, dass man es von dem Weg aus gut sehen kann

                               und dann lasst uns baden gehen.       

Wasserplatschgeräusche

Marco:                    Guckt mal! Dahinten kommen schon die ersten Menschen durch den 

                               Zaun geklettert.

Nina:                       Da haben wir mal wieder was erreicht.

Radioknacken

Nachrichtensprecher: Berlin. Eine unliebsame Überraschung erlebte Bundeskanzler

                                   Helmut Kohl, als gestern Unbekannte sein Grundstück am See

                                   Kurzerhand zur öffentlichen Badestelle deklarierten.

Marco und Lara lachen

Lara:     Ich bin nur froh, dass niemand herausgefunden hat, dass wir das waren.

Marco:  Ja. Wenn Nina das nächste Mal vorschlägt schwimmen zu gehen, sollten wir es

             lieber nicht tun.

Lara:     Es war schön, mal wieder an die alten Zeiten zu denken. Wir sollten das bei

             Gelegenheit wiederholen.

Marco:  Auf jeden Fall.

-90er Jahre Lied-

 

 

 

 

 

Based on the stories of Marc-Uwe Kling

 

Hörspiel von Milica, Simona und Rene